Wissenschaftliche Ziele
Das geplante internationale und interdisziplinäre Projekt, das die Methodologie der Geschichtsforschung mit jenen der Literaturwissenschaften und der Kulturanthropologie verbindet, setzt sich zum Ziel, der Repräsentation des Anderen im west-, mittel- und osteuropäischen Vergleich nachzugehen.
Kavalierstouren des europäischen Adels jeglicher Nation sind natürlich seit langem bekannt, auch wenn Constantines Artikel kaum davon Rechnung trägt. Polen-, Deutschland- und Frankreichbilder sind immer wieder untersucht worden, wobei interkulturelle Perspektiven eher vernachlässigt und erst in den letzten Jahren bevorzugt wurden, wie z.B. in Bernhard Strucks Monographie Nicht West – Nicht Ost. Frankreich und Polen in der Wahrnehmung deutscher Reisender zwischen 1750 und 1850 (Göttingen, Wallstein, 2006), deren Augenmerk sich allerdings hauptsächlich auf deutsche Quellen in der späten Neuzeit und im 19. Jahrhundert richtet. Was den deutsch-französisch-polnischen Vergleich anbelangt, gibt es eine ganze Reihe von bislang nur sehr selten erwähnten Quellen und behandelten Fragestellungen, die unser Meinung nach einen interessanten Beitrag zu einem besseren, oder genauer gesagt, präziseren Verständnis der Geschichte der deutsch-französisch-polnischen Beziehungen beitragen kann, wozu uns übrigens auch die wichtige, zur Zeit im Schloss von Compiègne zu sehende Ausstellung über Stanislaus Augustus Poniatowski als Mäzen einlädt, die anschließend in Warschau zu bewundern sein wird.
Das Projekt nimmt sich vor, Themen zu untersuchen, für die sich junge Forscher und Studenten der Geisteswissenschaften immer weniger interessieren, so dass in diesem Forschungsbereich Verlust der Kontinuität zu befürchten ist. Die Verantwortlichen des Projektes werden die Themen bevorzugt in ihren Masterseminaren behandeln. Masterstudenten werden aufgefordert, ihre Diplomarbeit zu Quellen in diesem Rahmen zu schreiben und sich an den Übersetzungsarbeiten für die Anthologie „Reiseliteratur der frühen Neuzeit: West-, Mittel und Osteuropa im Vergleich” zu beteiligen. Es ist zu erhoffen, dass daraus methodologisch innovative Dissertationsthemen entstehen.
Arbeitsergebnisse werden in Forschungsseminaren und –kolloquien diskutiert und nachher dem interessierten Leser in drei Publikationen und einer Netz-Anthologie präsentiert. Es ist die Intention der am Projekt arbeitenden Forscher, dass die Anthologie „Frühneuzeitliche Reisebeschreibungen- West- und Ostmitteleuropa im Vergleich” im Hochschulunterricht eingesetzt wird